Was bedeutet der Pflegegrad und wie wird er ermittelt?
Der Pflegegrad beschreibt das Ausmaß der Selbstständigkeit einer pflegebedürftigen Person. Grundlage ist das sogenannte Neue Begutachtungsassessment (NBA), das in sechs Lebensbereiche gegliedert ist, etwa Mobilität, Selbstversorgung und Alltagsleben. Je nach Punktzahl ergibt sich die Einstufung in Pflegegrad 1 bis 5.
Warum ist Vorbereitung so wichtig?
Das Gutachten entscheidet über die finanzielle Unterstützung und die Art der Hilfen. Wer unvorbereitet in die Begutachtung geht, riskiert eine falsche Einstufung. Eine realistische Dokumentation des Pflegealltags hilft, den tatsächlichen Unterstützungsbedarf sichtbar zu machen.
Schritte zur optimalen Vorbereitung
1. Pflegetagebuch führen
Ein Pflegetagebuch ist das wichtigste Instrument zur Vorbereitung. Notieren Sie täglich, bei welchen Tätigkeiten Hilfe benötigt wird – etwa beim Ankleiden, Duschen, Essen oder bei der Medikamenteneinnahme. Auch geistige und emotionale Einschränkungen sollten dokumentiert werden.
2. Unterlagen bereitlegen
Sammeln Sie Arztberichte, Medikamentenpläne, Krankenhausentlassungsbriefe und Therapienachweise. Diese Unterlagen zeigen den gesundheitlichen Verlauf und belegen den Unterstützungsbedarf fundiert.
3. Ablauf des Begutachtungstermins kennen
Der Gutachter oder die Gutachterin besucht die pflegebedürftige Person meist zu Hause. Dabei werden Alltagsfähigkeiten beobachtet oder abgefragt. Es ist wichtig, authentisch zu bleiben und keine Fähigkeiten zu demonstrieren, die im Alltag nicht bestehen.
4. Angehörige oder Pflegepersonen einbeziehen
Vertraute Personen können helfen, die Situation realistisch zu schildern und Informationen zu ergänzen, die der Pflegebedürftige aus Scham oder Unsicherheit verschweigt.
5. Offene Kommunikation mit dem Gutachter
Verhalten Sie sich respektvoll, aber klar. Scheuen Sie sich nicht, auf Probleme hinzuweisen, auch wenn sie unangenehm erscheinen. Das Ziel ist eine faire Einschätzung der tatsächlichen Situation.
Typische Fehler bei der Begutachtung
- Hilfsbereitschaft aus Scham verbergen: Wer zu eigenständig wirkt, erhält oft einen zu niedrigen Pflegegrad.
- Unvollständige Unterlagen: Fehlende Arztberichte erschweren den Nachweis gesundheitlicher Einschränkungen.
- Überforderung beim Termin: Stress oder Unsicherheit können dazu führen, wesentliche Details zu vergessen.
Nach der Begutachtung
Nach einigen Wochen erhalten Sie den Bescheid der Pflegekasse. Prüfen Sie das Gutachten genau. Bei Unzufriedenheit oder erkennbaren Widersprüchen können Sie innerhalb eines Monats Widerspruch einlegen. Eine fachliche Unterstützung durch Pflegestützpunkte oder Sozialdienste ist dabei sinnvoll.
Praxistipps für den Widerspruch
- Beziehen Sie sich konkret auf im Gutachten genannte Punkte.
- Liefern Sie Belege für falsch bewertete Bereiche nach.
- Bitten Sie bei Bedarf um eine erneute Begutachtung.
Fazit
Eine gute Vorbereitung auf die Pflegegrad-Einstufung erhöht die Chance auf eine gerechte Bewertung erheblich. Dokumentation, Ehrlichkeit und fachliche Beratung sind die Schlüssel zu einem erfolgreichen Begutachtungstermin. So stellen Sie sicher, dass die Pflegeleistungen Ihrem tatsächlichen Bedarf entsprechen.




